Quellenlage

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Peter Handkes Übersetzung von Marguerite Duras' La Maladie de la Mort ist in erster Linie durch Material zum Filmprojekt Die Krankheit Tod dokumentiert. Die Übertragung ins Deutsche und die Herstellung des Filmskripts dürfte dabei in einem Arbeitsschritt erfolgt sein.

Notizbücher

Nur wenige Hinweise zum Projekt liefern zwei Notizbücher Peter Handkes aus dem Zeitraum zwischen 14. Oktober 1984 und 21. Mai 1985, die am Deutschen Literaturarchiv Marbach liegen (Kopien befinden sich in der Sammlung Peter Handke/Leihgabe Widrich am Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek). Die Einträge beginnen am 7. Jänner 1985 mit dem ersten Tag der Filmdreharbeiten und enden am 26. April mit einer Notiz zur Nachproduktion des Films in Wien. Eine tägliche Dokumentation der Übersetzungsarbeit und der Dreharbeiten fand nicht statt.

Übersetzungsexemplar und »Filmdialog« (Drehbuch)

Abgesehen von den Notizbüchern befinden sich sämtliche bislang ermittelten Materialien zur Übersetzung und zur Filmproduktion in der Sammlung Peter Handke/Leihgabe Widrich am Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek. Für seine Arbeit verwendete Handke die französische Erstausgabe von La Maladie de la mort. Dem französischen Text folgend enthält ein 21 Blatt umfassendes Originaltyposkript die deutschsprachige Übersetzung in Form eines Filmdialogs; eine Kopie mit weiteren Notizen ist vorhanden. Auf Basis der Übersetzung entstand ein »Drehvorschlag« genanntes Drehbuch, das in Form zweier Kopien vorliegt. Die Kopie eines handschriftlichen Filmexposés ist ebenfalls Teil der Sammlung Peter Handke/Leihgabe Widrich. Die filmische Ausarbeitung der gedrehten Szenen am 14. Jänner 1985 dokumentieren Handkes kopierte Notizen zu Kameraeinstellungen, die sowohl als Entwurf auf drei Blatt als auch ausgearbeitet auf fünf Blatt vorliegen. Ein beschriftetes Briefkuvert sowie ein vier Blatt umfassendes Konvolut enthält weitere Drehnotizen zu verschiedenen Szenen. Ein Entwurf für den von Handke gesprochenen Text in der letzten Filmszene, die in Piran gedreht wurde, liegt auf drei Blatt als Manuskriptdurchschlag vor. Möglicherweise von  dem als Regieassitent mitwirkenden Friedhelm Maye stammt ein Drehprotokoll aus dem Zeitraum von 7. bis 22. Jänner, das Auskunft über Dauer und Inhalt der abgefilmten Szenen gibt.

Fotos

Eine Serie aus Polaroidfotos konnte der Filmproduktion Das Mal des Todes zugeordnet werden (ÖLA SPH/LW/S1/361-370). Diese Bilder wurden von Peter Handke mit dem »16.1.1985« datiert und zeigen Mitglieder des Filmteams, so z.B. Xaver Schwarzenberger, Lucas Suppin oder Friedhelm Maye. Zwei weitere Fotokonvolute enthalten Bilder von Marie Colbin aus dem Zeitraum der Dreharbeiten bzw. der Erstausstrahlung im Fernsehen (ÖLA SPH/LW/S3 und S4), ebenso sind zwei Setfotos in der Sammlung erhalten (ÖLA SPH/LW/S134).

Weiteres Material zur Verfilmung

Zur Übersetzung und zur Verfilmung von Die Krankheit Tod / La Maladie de la Mort sind Begleitunterlagen in der Sammlung Peter Handke/Leihgabe Widrich am Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek vorhanden, die nicht unmittelbar textgenetisch relevant sind. Dabei handelt es sich um vier kopierte Manuskriptseiten mit Handkes Exzerptnotizen zur Lektüre von Maurice Blanchots Text Die uneingestehbare Gemeinschaft, im Besonderen des darin enthaltenenen zweiten Kapitels: »Die Gemeinschaft der Liebenden«, das auf Blanchots Lektüre von Duras gründet. Handke las Blanchot vermutlich begleitend oder vorbereitend zu seiner Arbeit an Das Mal des Todes (ÖLA SPH/LW/W146/7). Eine sieben Blatt umfassende Kopie des Regievertrags für La Maladie de la Mort ist datiert mit »5.1.85«. Der Drehbeginn wird darauf mit »7.1.1985« genannt, das Drehende mit »ca. 25.1.1985«. Das Original des Vertrags mit der Unterschrift Peter Handkes befindet sich vermutlich bei der MR-Film in Wien (ÖLA SPH/LW/W147/1).

Desweiteren blieb ein zwei A5-Blatt umfassender Brief von Marguerite Duras an Peter Handke erhalten. Dieser wurde in Paris am 21. März 1985 abgestempelt und ist laut Postvermerk in Salzburg am 29. März 1985 zugestellt worden. Duras bezieht sich darin auf den Film La Maladie de la Mort und dessen Teilnahme am Festival in Cannes sowie am Festival Venedig; er ist mit schwarzer Tinte geschrieben und trägt auf dem Kuvert die handschriftlichte Adressierung und einen Nachportovermerk der Post. Außerdem geht Duras auf das Erscheinen der deutschsprachigen Übersetzung ihres Romans L'amant 1985 im Suhrkamp Verlag ein und dankt Peter Handke (für die Vermittlung?) (ÖLA SPH/LW/W147/2). Handkes Teilnahme am Filmfestival in Cannes ist dokumentiert durch eine Hotelreservierung vom 25. April 1985 für den Zeitraum vom 17. Mai bis 20. Mai 1985 (ÖLA SPH/LW/W147/4).

Von Handkes Besuchen bei der Filmproduktionsfirma in Wien stammt eine Visitenkarte von Ilona Trondler (MR-Film) im Format 12,5 x 7,4cm, die mit blauem Kugelschreiber beschrieben ist. Sie ist datiert mit »30.4.85« (ÖLA SPH/LW/W147/5). Eine grüne Flügelmappe mit der Titelbeschriftung »Drehbuch Peter Handke« enthielt möglicherweise Peter Handkes Drehbuchtyposkript zu Das Mal des Todes zur Übermittlung an die MR-Film (ÖLA SPH/LW/W147/6).

ORF und MR-Film

Die für die Filmproduktion verantwortliche MR-Film verfügt nach eigenen Auskünften in ihrem Archiv über keine Unterlagen zu Das Mal des Todes. Auch das mit dem ORF kooperierende Dokumentationsarchiv Funk verzeichnet derzeit keine Bestände zur Produktion (Drehbücher und Produktionsordner), wenngleich diese noch nicht vollständig erfasst und katalogisiert sind. Das Multimediale Archiv des ORF (FZ 2) verfügt allerdings über Filmkopien sowohl der deutschen als auch der französischsprachigen Fassung.

Weiteres Material in Privatbesitz

Nicht geklärt ist bislang, ob sich weitere Unterlagen zum Film im Privatbesitz des Regisseurs Xaver Schwarzenberger oder der Hauptdarstellerin Marie Colbin befinden. Nach Auskunft durch den Regieassistenten Friedhelm Maye ist dieser im Besitz einer weiteren Fassung (oder Kopie) des Typoskripts mit dem Filmdialog. (ck)

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