Entstehungskontext

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Die beiden Taschenbuchbände Stücke 1 und Stücke 2 gehen auf eine Initiative von Handkes Verleger Siegfried Unseld zurück: Er hatte die Idee, sämtliche von Peter Handke bis dato uraufgeführten Stücke gesammelt in für Schüler und Studenten erschwinglichen Taschenbuchausgaben zu veröffentlichen. Derartige Publikationen waren gerade zu Max Frisch, Martin Walser und Peter Weiss in Vorbereitung. Er hatte dabei keinen dicken Band vor Augen, wie er in einem Brief vom 15. Juli 1971 an Peter Handke schreibt, sondern dachte, um den Preis niedrig zu halten, an zwei schmale Bändchen: »ich würde vorschlagen, wir bringen einen Band "Stücke I", in der nächsten Serie einen Band "Stücke II" und das impliziert ja, daß wir irgendwann einmal in drei oder fünf Jahren einen Band "Stücke III" machen könnten. Die Einzelausgaben von Stücken können wir dann ja immer noch separat bringen, sei’s in den suhrkamp taschenbüchern, oder in der edition suhrkamp. Wie denkst Du darüber? Die Einteilung sähe so aus: Stücke I Publikumsbeschimpfung, Weissagung, Selbstbezichtigung, Hilferufe, Kaspar. Der Band hätte etwa 210 Seiten. Stücke II Mündel, Quodlibet, Ritt über den Bodensee (der Band umfaßte etwa 190 Seiten, Ladenpreis DM 3,-- oder DM 4,--).« Beide Bände wurden in dieser von Unseld im Brief angeführten Stückaufteilung realisiert.

Die in Stücke 1 aufgenommenen Bühnenarbeiten Handkes waren bis auf das Stück Hilferufe zuvor in der edition suhrkamp als Buch erschienen: Publikumsbeschimpfung, Weissagung, Selbstbezichtigung im Sammelband Publikumsbeschimpfung und andere Sprechstücke (1966) und Kaspar (1968) als Einzelpublikation. Hilferufe war in dem von Karlheinz Braun 1967 herausgegebenen Sammelband Deutsches Theater der Gegenwart 2 erstveröffentlicht. Ein Anhang versammelt zudem die von Handke meist für die jeweiligen Programmhefte der Uraufführungen geschriebenen, seine Stücke erläuternden Texte. Die Erstveröffentlichung dieser verstreut erschienenen kleinen theoretischen Notizen oder Bemerkungen ist dabei nicht immer leicht nachzuweisen. Bemerkung zu meinen Sprechstücken wurde, glaubt man einem Brief von Karlheinz Braun an Peter Handke vom 17. Mai 1966, auf Zetteln gedruckt dem Programmheft des Frankfurter Theaterfestivals Experimenta I, in dessen Rahmen Handkes Publikumsbeschimpfung uraufgeführt wurde, beigelegt. Der Text wurde danach auch zusammen mit den beiden Texten Über das Stück "Weissagung" und Über das Stück "Selbstbezichtigung" ins Programmheft der Uraufführung von Selbstbezichtigung und Weissagung des Stadttheaters Oberhausen 1966 aufgenommen. "Manifest" wurde zum ersten Mal in dem als Plakat auffaltbaren Programmheft der Experimenta I abgedruckt. Den Text Kaspars sechzehn Phasen findet man auf der Rückseite der »Pausenplatte« zur Kaspar-Uraufführung im Theater am Turm in Frankfurt und im Programmheft der Kaspar-Uraufführung des Stadttheaters Oberhausen 1968. Wo Handkes Text Zur "Publikumsbeschimpfung" erstmals erschien, ist ungewiss. (kp)

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